Klimawandel-Hotspot Oberrhein

Das Oberrheingebiet zwischen Basel und Frankfurt ist eine der wärmsten und trockensten Regionen Deutschlands. Die geographische Lage zwischen Schwarzwald und den Vogesen lässt das Gebiet schneller erhitzen als andere Regionen, da die umliegenden Berge einen Wärmestau verursachen und zudem große Regenmassen abgehalten werden.


In den letzten 30 Jahren ist die Jahresmitteltemperatur im Oberrhein um bis zu 1,1 °C (siehe Abbildung Jahresmitteltemperatur ) angestiegen und die Anzahl der heißen Tage hat sich von 12 auf 21 Tage pro Jahr nahezu verdoppelt. Der Klimawandel wird die Lage im Oberrheingebiet noch weiter verschärfen. Klimamodelle gehen bei einem ungebremsten Klimawandel (RCP 8.5) von einem Temperaturanstieg von 3-4°C bis zum Jahr 2070-2100 aus . Wetterextreme nehmen weiter zu, so wird es beispielsweise mehr heiße Tage (> 30°C) und Starkregenereignisse (> 15L/Stunde) geben. Damit nähert sich die Oberrheinregion einem mediterranen Klima mit einer Jahrestemperatur von 14-16 Grad an und ist ein wahrer Klimawandel-Hotspot in Deutschland (siehe Abbildung Jahresmitteltemperatur).


 





Bis 2100 wird mit einer deutlichen Verschiebung der Niederschlagsmuster gerechnet: Die Sommermonate werden im Oberrhein im Schnitt bis zu 30 % weniger Niederschlagsmenge bekommen, im Winter jedoch bis 45 % mehr. Häufiger trockene und heiße Sommer, sowie milde, feuchte Winter werden eine Herausforderung für die Forstwirtschaft. Die Vegetationsperiode wird sich bis 2100 um 52-69 Tage verlängern.


Folgen für den Wald
Bereits heute leidet der Wald in der Oberrheinregion unter wiederkehrenden Dürreperioden, hohe Temperaturen und verändertem Niederschlag. Viele Bäume sind in ihrer Vitalität geschwächt und haben auftretenden Schädlingen wenig entgegenzusetzen. Die Kombination aus Klimawandel und Schädlingen führt schon heute zur großflächigen Schwächung der Hauptbaumarten Buche und Eiche. Auch die Waldbodenvegetation hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Genaue Ursachen lassen sich nur schwer ausmachen, mögliche Einflussfaktoren sind Stoffeinträge (hauptsächlich Stickstoff und Kalk), veränderte Nutzung und das Absterben großer Bäume (mehr Licht im Wald) reagiert die Bodenvegetation.
Die Forstwirtschaft im Oberrheingebiet ist stark von der sogenannten „zufälligen Nutzung“ geprägt, also der Fällung von Wurf- Bruch und Befallsholz. Diese Nutzung ist schwer planbar und bringt weniger Erträge als eine langfristig geplante Forstwirtschaft.


Blick in die Zukunft
Bei einem ungebremsten Klimawandel werden die heutigen Waldgesellschaften, geprägt durch Buche und Stiel- oder Traubeneiche, nicht flächig überleben können. Das projizierte Klima entspricht den heutigen Verhältnissen des Mittelmeerraumes. Der anthropogene Klimawandel schreitet so schnell voran, das ein natürliches Einwandern von bspw. mediterranen Baumarten nicht zu erwarten ist. Um im Oberrhein weiterhin bewaldete Regionen zu erhalten, bedarf es eines raschen, klimawandelangepassten Waldumbaus. Denkbar wären Wälder mit erhöhtem Anteil an Flaumeiche, Steineiche und weiteren mediterranen Baumarten


Quellen:
LUBW (Hrsg.), Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg.

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung – FONA, Forschung für Nachhaltigkeit FVA – Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Unversität Freiburg Landkreis Karlsruhe